Return beim Tennis: Die einzige Anleitung, die du brauchst (inklusive Checklisten und Videos)

Marco Kühn
von Marco Kühn

Wenn du fünf Minuten Zeit hast, dann kann dir dieser Artikel entscheidende Tipps für einen besseren Return beim Tennis geben.

Du wirst unter anderem lernen:

  • Was du von Novak Djokovic für einen besseren Return lernen kannst
  • Wo du idealerweise beim Return stehen solltest
  • Wie du dein Returnspiel quasi im nächsten Match verbessern kannst

Wir starten mit der Geschichte von Benni.

Benni hatte nie etwas mit Akkuschraubern, Bohrmaschinen und Holz zu tun. Ihm wurde nie das Heimwerken gezeigt oder beigebracht. Er hatte diese Arbeiten immer gute Kumpels ausführen lassen, da diese in diesem Bereich wesentlich besser waren als Benni selbst.

Doch dann machte Benni einen Fehler. Er zog mit seiner Freundin zusammen, welche aus einer Handwerker-Familie stammte.

Benni sah zu Beginn des Umzugs, wie sich seine Freundin den Akkuschrauber schnappte, die Bits auswechselte und problemlos den IKEA-Küchentisch zusammenbaute.

Ohne auf die Anleitung zu schauen.

Der Magen von Benni verzog sich. Ihm wurde schlecht und seine Schweißdrüsen feierten Woodstock.

In der Folge unterlag Benni in sämtlichen Diskussionen seiner Freundin hoffnungslos – zumindest im Bereich des Heimwerker.

Erst Wochen später fand Benni heraus, warum diese Diskussionen aufkamen. Und warum er ein Clown im Handwerken war.

Benni hatte sich nie mit der Materie beschäftigt. Er war nicht bereit, sich dem Bereich des Heimwerkens ausgiebig zu widmen.

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Was hat dies jetzt mit deinem Return beim Tennis zu tun?

Viel.

Vermutlich verhältst du dich beim Return ähnlich wie Benni beim Heimwerken. Du probierst nie etwas neues aus. Du bleibst in deiner Höhle, in der du dich wohlfühlst. Über diese Thematik kannst du auch etwas in meinem Buch lesen.

Veränderung und Verbesserung erfährst du aber ausschließlich außerhalb deiner Höhle. Dort wo du dich sicher fühlst und alles kannst und weißt, entsteht keine Verbesserung.

Niemals.

Wie kannst du nun deinen Return und dein gesamtes Returnspiel entscheidend verbessern? Alles beginnt mit deiner Position beim Return. So startet deine Taktik.

Noch vor Winning Ugly.

Lass mich raten: du stehst bei den meisten Returns immer an derselben Stelle? Vermutlich gehst du beim zweiten Aufschlag deines Gegners ein bis zwei Schritte nach vorn. Aber eine große Palette an Überraschungen hast du für deinen Gegner nicht im Schrank. DU bedienst dich immer nur dem einen Tablett, welches dir vertraut ist.

Habe ich diese kleine Wette zwischen uns gewonnen? 😉

Du kannst mit deiner Position beim Return wesentlich mehr „bewegen“ – im wahrsten Sinne des Wortes. Dabei geht es nicht nur um die Bewegung nach vorn oder nach hinten. Sondern auch nach links oder nach rechts. Versetzt du deine Position beim Return nach links oder nach rechts, veränderst du gleichzeitig den Winkel für deinen Gegner beim Aufschlag.

Und das sogar radikal.

Lesetipp: Was du von Brandon Nakashima lernen kannst

Zunächst aber:

Was ist der Return im Tennis?

Falls du noch nicht so lange das Racket schwingst:

Der Return ist der Rückschlag im Tennis. Es ist der Schlag, den du auf den Aufschlag des Gegners spielst. Es ist also der erste Schlag von dir, wenn dein Gegner serviert.

Der Return gehört zu den zwei wichtigsten Schlägen im Tennis. Der Aufschlag wird von vielen Experten und Trainern als der wichtigste Schlag bezeichnet. Meiner Meinung nach ist der Return aber noch wichtiger. Die Qualität eines guten Spielers zeigt sich in seinem zweiten Aufschlag und Return. 

Der Return ist für Clubspieler vermutlich wichtiger als der Aufschlag, da der Aufschlag oft nicht die Stärke im Repertoire eines Spielers ist.

Hast du eine Taktik beim Return?

Planlos an der Grundlinie zu stehen ist keine gute Taktik.

Du solltest zumindest eine große Taktik im Kopf haben, damit du einen knackigen Return spielen kannst. Du kannst viel mit deiner Position experimentieren. Stell dich gern mal näher an die Grundlinie oder sogar ins Feld.

Beispielsweise, wenn dein Gegner seinen zweiten Aufschlag spielt.

Du kannst dich aber auch im Stile von Rafael Nadal oder Daniil Medvedev vier Meter hinter die Grundlinie stellen. Dann spielst du den Ball mehr im fallen. Du kannst der Kugel mehr Topspin mitgeben beim Return.

Wir gehen gleich noch tiefer in diese Materie.

Hier findest du Tipps zur Taktik bei deinem Return:

Welche Return-Übungen gibt es?

Du solltest deinen Rückschlag auf jeden Fall mit deinem Trainer im Verein ganz bewusst trainieren. Geh ruhig auf deinen Coach zu und schlage ihm vor, dass ihr gemeinsam an deinem Return feilt.

Du kannst aber auch deine Trainingsspiele nutzen, um ganz bewusst dein Returnspiel zu verbessern. Du findest in diesem Artikel viele Ideen für dein Return-Training.

In diesem Video findest du coole Übungen:

Schlaue Positionen beim Return

Du hast jederzeit die Möglichkeit deinem Gegner Raum und Winkel anzubieten und diesen anschließend wieder zu schließen. Andy Murray macht dies mit seinem gesamten Returnspiel. Du kannst dies ebenfalls tun, indem du beispielsweise auf der Einstandseite deinem Gegner Raum für einen Aufschlag mit Slice nach außen gibst. 

Dafür stellst du dich einen Schritt weiter in Richtung Platzmitte.

Beginnt dein Gegner mit seiner Aufschlagbewegung schließt du diesen Winkel wieder, indem du dich wieder zurück in die Vorhand orientierst.

Dein Gegner kriegt dies in den meisten Fällen nicht mit.

Dieses Verschieben musst du während dein Gegner serviert absolvieren. 

Dazu ist ein hohes Maß an Timing wichtig. Eigne dir dieses an, indem du die Aufschlagbewegung deines Gegner genau studierst. Im besten Falle schon beim Einspielen.

In diesem Video findest du drei wichtige Punkte:

Weit hinten und weit vorn

Neben dem seitlichen Verschieben ist deine Position vor oder auf und hinter der Grundlinie wichtig für deinen Return. Dabei musst du stets entscheiden, ob du den Return im Aufsteigen spielen oder ob du den Ball „auslaufen“ lassen willst.

Dabei gilt:

  • Weit hinter der Grundlinie: Ball auslaufen lassen
  • Nah oder vor der Grundlinie: Ball im Aufsteigen spielen
Du musst dich also immer für eine dieser beiden Optionen entscheiden. Gehe niemals planlos an die Grundlinie, stelle dich irgendwo hin und hoffe das schon alles gut wird.

Das ist die falsche Methode.

Du musst einen Plan haben. Du solltest vor jedem Rückschlag genau wissen, was du tun willst.

  • Willst du aggressiv returnieren?
  • Willst du passiv agieren und erstmal den Ball reinspielen?
  • Willst du einen Stopp auf den zweiten Aufschlag deines Gegners spielen?

Ohne eine Idee bist du verloren.

Lege dir in deinen Gedanken einen Ordner mit „Return“ an. Speichere dir in diesem verschiedene Pläne für deinen Return. Was du tust, liegt auch immer an deinem Gegner. Manche Spieler haben einen sehr kurzen und langsamen zweiten Aufschlag. Andere wiederum haben einen guten Kick in ihrem Aufschlag. Wieder ein Anderer serviert gern mit Slice.

Für jeden Aufschlagtyp kannst du dir verschiedene Pläne anlegen. Nutze als Grundlage deiner Pläne immer die in diesem Artikel besprochenen Optionen.

Deine Pläne, die du entwickelst, werden dein Returnspiel um 80% verbessern.

Was dir Novak Djokovic niemals über seinen grandiosen Return verraten würde

Kennst du das Geheimnis, an dem sämtliche Gegner von Novak Djokovic permanent verzweifeln?

Novak Djokovic ist der beste Returnspieler der Welt. Ganz gleich, wie hart der Gegner serviert.

Der Return des Serben ist dabei kein Geschoss. Novak Djokovic ist nicht der Spieler, der seinen Gegner vom Platz schießt. Er spielt lieber dahin, wo es dem Gegner weh tut.

# Lesetipp: Die 10 besten Lehren aus Winning Ugly

Kennst du das Geheimnis?

Novak Djokovic besitzt drei feste Positionen für seinen Return. Wobei er zwei davon regelmäßiger nutzt als die dritte Position. Neben seiner Position gibt es ein kleines Geheimnis, was seinen Return besonders stark macht.

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Das Geheimnis liegt im tiefen Körperschwerpunkt.

Novak Djokovic und sein grandioser Return

Novak Djokovic hat eine Routine bei der Vorbereitung auf seinen Return. Hast du diese auch? Falls nicht, inspiriert dieser Artikel dich hoffentlich dazu, dass du dir schnell eine antrainierst.

Sie wird deinen Return besser machen.

Zurück zur aktuellen Nummer eins der Weltrangliste und was du von ihm lernen kannst. Die Routine von Djokovic hat einen festen Ablauf. Sie wird bei jedem Rückschlag angewandt. 

Auch bei den zweiten Aufschlägen des Gegners. Mal ist der Ablauf dieser Routine schneller. Mal langsamer.

Das ist nicht weiter schlimm. Wichtig ist nur, dass die Routine bleibt.

Dies ist die Routine beim Return von Novak Djokovic:

  • Position suchen
  • Position kontrollieren
  • Rücken gerade machen
  • Körperschwerpunkt nach unten verlagern
  • Stabilität in den Körper bringen
  • Kompletter Fokus auf den Gegner samt Ball (Wide-Eyes, später dazu mehr)

Man sagt dem Serben nach, er sei ein Perfektionist. Sieht man sich seine Routine beim Return an, muss man sagen: Er ist noch viel mehr als das 😉

Zu seinen beliebtesten Positionen gehören die Positionen direkt an der Grundlinie. Entweder direkt auf/ an der Grundlinie. Oder aber ein Stück dahinter. Seine dritte Position ist zwei bis drei Meter hinter der Grundlinie. 

Diese setzt er nicht oft ein. Und wenn, dann beim zweiten Aufschlag des Gegners. Um den Kick beim Aufschlag rauszunehmen und den Ballwechsel defensiv zu beginnen.

Der Return des Serben ist deshalb so stark, weil er den Gegner direkt in „Schwulitäten“ bringt. Ziel des Returns ist es, den Ball möglichst lang und fast schon vor die Füße des Gegners zu spielen. Ziel ist es NICHT, einen direkten, knallharten Winner zu spielen der das Publikum zum ausrasten bringt.

Für dieses Unterfangen hilft ihm seine Position. Und: der tiefe Körperschwerpunkt.

Warum ist das so? Dies erklärt uns die Physik.

Die Physik erklärt, warum Djokovic beim ersten UND zweiten Aufschlag des Gegners so gefährlich returnieren kann. Es ist bei beiden Aufschlägen dieselbe Theorie. Djokovic nimmt durch seine Position und den tiefen Stand beim Return die Geschwindigkeit des Balles mit.

Er nimmt den Ball im aufsteigen.

Einem Punkt, an welchem er die größtmögliche Geschwindigkeit für seinen eigenen Return mitnehmen kann.

Schaue dir hier wichtige Tipps für deinen Return an:

Vorsicht: Djokovic ist ein Dieb beim Return

Er klaut die Geschwindigkeit des gegnerischen Aufschlages und nutzt sie für seinen Return. Dies hat nichts mit Kraft zu tun. 

Djokovic nutzt eine herausragende Antizipation, um den Aufschlag des Gegner lesen zu können. Um die Geschwindigkeit des gegnerischen Aufschlages mitzunehmen nutzt er kurze Ausholbewegungen. Wenn du mal genau hinschaust wirst du sehen, dass Djokovic beim Vor- sowie Rückhandreturn den Schläger nur kurz zurücknimmt. Dazu giebe ich dir gleich noch weitere Informationen.

Dies spart wichtige Zeit bei der Ausholbewegung. Der nächste Schritt ist es dem Ball einen Schritt entgegenzugehen.

Dies ermöglicht es, den Ball vor dem Körper zu treffen. Der Ball sollte sich nicht im Fallen befinden. Dann wäre ein Mitnehmen der Geschwindigkeit nicht mehr möglich.

Notiere dir:

  1. gehe dem Ball beim Return entgegen
  2. nimm den Ball im Steigen – nicht im Fallen

Nutze den Bereitschaftssprung, um dich auf den Rückschlag vorzubereiten. Starte deine Bewegung zum Return parallel zur Aufschlagbewegung des Gegners.

Aus seiner tiefen Position heraus bekommt Novak Djokovic einen hervorragenden Winkel, um den Return früh und vor seinem Körper zu treffen. Wenn der Ball des Aufschlägers seine höchste Geschwindigkeit erreicht, ist Novak Djokovic da und spielt den Return aus einer tiefen Position heraus.

Eine tödliche Mischung für den Aufschläger.

Denn der Rückschlag kommt so schnell wieder zurück, dass dieser sich in manchen Situationen nicht auf den nächsten Schlag vorbereiten kann.

Rafael Nadal passiert dies sehr häufig, wenn er gegen Novak Djokovic spielt.

Es ist aber nicht nur die Kunst, den Return aus einer tiefen Position heraus früh zu nehmen und den Ball vor dem Körper zu treffen.

Man muss den Ball auch kontrollieren können. Man muss den Ball auf dem Schläger, diese minimal kurze Zeit, förmlich fühlen können. 

Novak Djokovic fühlt ihn.

Um den Ball tatsächlich zu fühlen, holt der Serbe kaum aus. Er dreht nur ein wenig seinen Oberkörper. Eine Ausholbewegung findet nicht statt. Weder auf der Vor-, noch auf der Rückhandseite.

Er besitzt mentale Stärke und hat die Psychologie beim Tennis gemeistert.

Eine weiteres Puzzleteil für diesen grandiosen Return: das Handgelenk

Das Instrument, welches für das Feintuning zuständig ist. Hierdurch wird der Rückschlag gesteuert. Wichtig ist es, unter den Ball zu kommen. Sonst geht die Kontrolle, das Gefühl für den Ball, verloren. Mit dem Treffpunkt vor dem Körper, an der Stelle an welcher der Aufschlag des Gegners eine hohe Geschwindigkeit besitzt, ist der Return auf diese Weise eine echte Waffe. Gegen jeden Aufschläger.

Ohne Ausholbewegung, schnell unter den Ball zu kommen ist aus dem tiefen Körperschwerpunkt heraus der Schlüssel für einen effektiven Return, den dein Gegner hassen wird.

Fazit

Was nimmst du aus diesem Artikel mit auf den Court? Hier eine kleine Merkliste:

  • Stabilisation des Körpers beim Return
  • Gerader Rücken
  • Tiefer Körperschwerpunkt
  • Den Return früh nehmen
  • Vor dem Körper treffen
  • Nicht ausholen
  • Handgelenk einsetzen
  • Mehr Kontrolle anstatt Geschwindigkeit

Entwickel auch du eine Routine beim Return.

Sei nicht planlos und stell dich einfach so an die Linie und hoffe, dass etwas gutes dabei geschieht. Nimm es selbst in die Hand. Finde heraus, wo DU dich beim Return wohlfühlst. Vielleicht bist du eher der defensivere Typ, der den Ball zunächst ins Spiel bringen will.

Wichtig ist, dass du einen Plan für deinen Return entwickelst. Denn ohne Plan wirst du dich niemals verbessern.

Marco Kühn
Marco Kühn
Marco ist an der Grundlinie groß geworden und ehemaliger Jugendranglistenspieler. Heute hilft er mit seinem Blog Clubspielern besser Tennis zu spielen. Er schrieb bereits für tennisnet.com, tennisMAGAZIN, Tennis-Point und den Focus.

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1 Kommentar

Taktikfuchs: Serve and Volley
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[…] also direkt nach dem Aufschlag ans Netz. Dies setzt den Gegner direkt mit dem Return unter Druck. Ist der Return zu schwach, zu hoch oder nicht präzise genug, hat der Serve and Volley Spieler leichtes […]

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