Was du von Roger Federer über dein Handgelenk beim Aufschlag lernen kannst

Marco Kühn
von Marco Kühn

Sebastian, ein Leser von tennis-insider.de, schrieb mir Folgendes:

Ich habe mal eine Frage. Ich weiß nicht ob du mir bei so etwas helfen kannst, denn mein Bruder möchte an der Sporthochschule Köln Sport studieren und trainiert mit mir seit einem Viertel Jahr ungefähr Tennis sehr intensiv und spielt die Grundschläge und Volley’s technisch sehr gut und auch sehr sicher. Jetzt muss er aber noch den Aufschlag können. Den Bewegungsablauf hat er schon ganz gut verinnerlicht und er hat eine relativ ähnliche Bewegung wie Roger Federer (Beinstellung und Schwung…). Jetzt hat er aber noch ein Problem, weil die Bälle sehr oft 2 bis 3 Meter hinter der T-Feld Linie landen, und ich da noch nicht die Erfahrung habe, was man dagegen machen kann, dass die Bälle öfters ins Feld kommen, oder wenigstens näher an der Linie sind.
Ich habe mit Ihm schon eine Übung gemacht, dass er vom T-Feld anfängt Aufschläge zu machen und wir dann immer näher an die Grundlinie gehen. Nur noch funktioniert es nicht so konsequent. Vielleicht weißt du ein ganz gute Übung die vielleicht helfen könnte.

Das Problem von Sebastians Bruder ist akut.

Viele Spieler hadern mit ihrem Aufschlag – vor allem mit dem ersten Service. Zwei Dinge stellen sich diesem Aufschlag in den Weg:

  • das Netz
  • die T-Linie

Das Netz ist der Spielverderber bei der Höhe des Aufschlags. 

Die T-Linie schneidet dir die Länge ab. Du musst also ein Mittelmaß finden, um zunächst eine ideale Höhe in deinen Aufschlag zu bekommen. Zum anderen muss die Länge in deinem Service stimmen. Dies ist der komplexere Teil. Triffst du den Ball nicht zu tief und gehst diesem im besten Fall noch nach oben entgegen, solltest du mit der Höhe nicht so viele Probleme haben.

Dann kommt im zweiten Schritt aber die Länge hinzu.

Um das Gefühl für die Länge im Aufschlag zu trainieren, gibt es eine einfache aber dennoch effektive Methode. Diese sieht wie folgt aus:

  • nimm deinen Schläger direkt in den Rücken
  • wirf den Ball so gerade nach oben wie du es schaffst
  • verzichte auf die Arbeit aus den Beinen heraus
  • klappe beim Schlag mit deinem Handgelenk ab (Kick-Aufschlag)

Der letzte Punkt aus dieser Stichwortliste ist der wichtigste Punkt. Bei dieser, ich nenne sie mal freundlicherweise ,“Übung“, geht es darum, das Gefühl für den Ball zu trainieren. Wenn du den Ball einfach nur von hinten schlägst, ohne mit deinem Handgelenk zu arbeiten, wird dir der Ball nach hinten ins Aus segeln. Vermutlich bis nah an die Grundlinie.

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Man sieht das Zuschnappen des Handgelenks in dieser Studie beim Roger Federer Aufschlag sehr gut:

Zwischen Sekunde zwölf und 15 kannst du deine Aufmerksamkeit komplett auf Federer`s rechte Hand legen. Du siehst, dass sein Handgelenk nicht steif bleibt, sondern aktiv dem Ball seinen Drall gibt. Würde Federer sein Handgelenk komplett steif lassen, würde der Ball weder Drall noch Kontrolle bekommen.

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Die Fehlerquelle sofort beheben

Du weißt jetzt, auf was du bei deinem Aufschlag achten kannst, um diesen zu verbessern. Dies ist der erste Schritt. Der zweite wird etwas schwieriger.

Du musst die Fehlerquelle beheben.

Um die Bewegung deines Handgelenks zu trainieren, empfehle ich dir zwei essenzielle Hilfsmittel, die du beide zu Hause findest (zumindest in den meisten Haushalten):

  • eine Flasche Wasser
  • einen Spiegel

Du nimmst die Flasche Wasser in deine Schlaghand, stellst dich frontal vor den Spiegel deiner Wahl und simulierst mit der Wasserflasche den Schläger in deinem Rücken. Nun ziehst du die Flasche Wasser nach oben und kippst sie mit deinem Handgelenk über dem Kopf aus.

Natürlich sollte die Wasserflasche zu sein – sonst wird es nass 😉

Dies trainiert nicht nur deinen Trizeps. Du bekommst ein Gefühl für die Bewegung beim Aufschlag. Je mehr Wasserflaschen du zu Hause vor dem Spiegel auskippst, desto leichter wird dir der Einsatz des Handgelenks auf dem Platz fallen.

Roger Federer`s Aufschlag und das Handgelenk

Wenn du das Handgelenk bereits gut beim Aufschlag einsetzt, versuche das Gefühl immer mehr zu trainieren. Mit dem Einsatz des Handgelenks kannst du den Ball von sehr weit unten spielen, von seitlich unten – oder sogar von relativ gerade hinten.

Jeder Treffpunkt besitzt sein eigenes Geheimnis. Lüfte alle Geheimnisse, um deinen Aufschlag maßgeblich zu verbessern.

Hast du dein Handgelenk und dein Gefühl trainiert, kannst du wie Roger Federer mit deinem Aufschlag experimentieren. Natürlich nicht ganz auf dem Niveau des „Maestros“ – er spielt dann schon noch ein wenig schneller und mit mehr Drall im Ball. Doch wirst auch du in der Lage sein den Ball wirklich zu fühlen um so mehr Kontrolle in deinen Aufschlag zu bringen.

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Marco Kühn
Marco Kühn
Marco ist an der Grundlinie groß geworden und ehemaliger Jugendranglistenspieler. Heute hilft er mit seinem Blog Clubspielern besser Tennis zu spielen. Er schrieb bereits für tennisnet.com, tennisMAGAZIN, Tennis-Point und den Focus.

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2 Kommentare

Bernd Köchy
Bernd Köchy
Ja hat mir viel gebracht zeigt aber wieder was alles möglich ist, Sven hat auch recht aus meiner Sicht.
Aber das zeigt mal wieder wie komplex der Aufschlag ist und der einzige Schlag ist der der Gegner nicht beeinflussen kann.


Bernd
Sven Eichenmüller
Sven Eichenmüller
Der Tipp ist meines Erachtens nicht korrekt.
Meine Vermutung ist, dass auch auf einem Video des Bruders mit Aufschlagproblemen zu erkennen ist, dass er sein Handgelenk einsetzt.
Dass er die Aufschläge alle deutlich zu lang schlägt, deutet darauf hin, dass die Schlagfläche im Moment des Treffens noch zu weit nach oben zeigt.
Natürlich liegt die Vermutung nahe, dass man, um den Fehler zu beheben, einfach mehr mit dem Handgelenk arbeiten muss. Viel einfacher und auch erfolgsversprechender als zu versuchen mit dem Handgelenk den Schläger um wenige Grad weiter nach vorne zu drehen, wäre stattdessen den Ball etwas weiter nach vorne zu werfen. Dann ist der Schläger automatisch etwas weiter nach vorne gedreht und die Flugbahn ist etwas weiter nach unten gerichtet.

Wichtig ist eine natürliche Aufschlagbewegung. Die entsteht aber nicht, indem man an einem Glied der langen Kette der am Aufschlag beteiligten Muskeln und Gelenke herumdoktort, sondern indem man durch Veränderung der Stellung bzw. Ausrichtung des Körpers oder der Änderung des Ballwurfs alle Bedingungen bereitstellt, damit der natürliche Schwung/Schlag nicht behindert wird.

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