Wie du deine Auswahl des Schlages simpel aber effektiv bestimmen kannst

Marco Kühn
von Marco Kühn

Geschichten? Was haben die auf dem Tennisplatz verloren?

Sehr viel.

Du kannst nämlich aus Geschichten lernen.

Nicht nur aus einem Märchen. Auch aus alltäglichen Geschichten, die im ersten Augenblick nicht viel mit Tennis zu tun haben.

Die nun folgende Geschichte zeigt dir, was ein Restaurant-Besuch mit deinem Tennis zu tun hat. Warum du gegen vermeintlich schwächere Spieler verlierst, obwohl du wesentlich mehr Schläge in deinem Repertoire hast.

Die nun folgende Geschichte zeigt dir, dass es nicht immer gut ist besonders viel zu können.

Lass uns starten. Schnapp dir einen Tee oder einen Kaffee und lehn dich zurück.

Die Geschichte der zwei Restaurants

Stoppball. Kurz-cross mit der Vorhand in die Ecke des T-Feldes. Topspin mit der Rückhand – fies und nah an die Grundlinie. Gerade die Linie entlang.

Eigentlich kannst du jeden Schlag.

Du hast das nötige Ballgefühl, um einen Drop Shot gegen den Lauf deines Gegners zu spielen, der die Zuschauer zum Raunen bringt.

Man klopft dir nach einem Match auf die Schulter – wenn du gegen einen wesentlich untalentierteren Spieler verloren hast.

„Mensch, eigentlich bist du der bessere Spieler“

Davon kannst du dir aber nicht mal ein Eis kaufen.

Was ist der Unterschied zwischen dir und dem Spieler, der weniger Schläge in seinem Repertoire hat, dich aber trotzdem 6:4 und 6:2 nach Hause schickt?

Die Antwort ist simpel: du hast zu viel Auswahl.

Zwei Menschen gehen unabhängig voneinander in zwei unterschiedliche Restaurants. In dem einem Restaurant zählt die Speisekarte satte 42 Gerichte. Was für eine Auswahl!

In dem anderen Restaurant stehen nur schlanke elf Gerichte zur Auswahl. Davon sind noch drei Vorspeisen und drei Desserts.

Welche der zwei Personen wird sich schneller für ein Gericht entscheiden?

Vermutlich die Person, die in dem Restaurant mit der kleinen Auswahl speist.

Und was viel wichtiger ist: welche der beiden Personen wird die getroffene Entscheidung nach dem letzten Bissen weniger bereuen?

Statt:

„Ach hätte ich doch mal liebe den Lammrücken – die Nummer 39 der Karte genommen“

ist ein:

„Das Essen war super, genau mein Geschmack“

in dem Restaurant mit der geringeren Auswahl um ein vielfaches wahrscheinlicher.

Du stehst als talentierter Spieler mit zahllosen Speisen in der Hand auf dem Platz – weißt deinen Gegner aber nicht zu füttern. Gibst du ihm nun den Hot Dog? Oder das Steak? Oder die Süßkartoffeln mit Champignons, Creme-Fraiche und Lauchzwiebeln?

Dein Gegner hingegen steht mit einer Pommes Schranke und einer Coke Zero auf der anderen Seite. Er gibt dir ständig was von seinen salzigen Pommes ab, die dir auf Dauer nicht schmecken und dir zuwider werden. Dein Gegner hört nicht damit auf, dich mit seinen Pommes zu füttern.

Du hingegen weißt nicht, welches der Premium-Gerichte du ihm reichen könntest.

Was hilft?

Wirf überflüssige Gerichte von deiner Speisekarte. Werde zum Gourmet und konzentriere dich auf die Gerichte, die deinem Gegner am wenigsten schmecken werden. Wenn du merkst, dass dein Gegner partout keine Kartoffeln mag, serviere ihm deine Süßkartoffel mit Champignons. Überlege nicht erst, ob ihm dein Steak oder dein Lammrücken nicht schmeckt.

Deine Aufgabe ist es herauszufinden, was dein Gegner nicht mag. Anstatt in deinen Gedanken festzuhocken und stur deinem Gegner zuzusehen.

Lenke deine Gedanken nicht nur ausschließlich zu dir, sondern auch auf die andere Seite des Platzes. Je mehr Ballast du aus deinem Spiel streichst, desto leichter wird dein Arm.

Denke das nächste Mal an die Geschichte der zwei Restaurants. An die verschiedenen Speisekarten. Und triff kluge Entscheidungen.

Marco Kühn
Marco Kühn
Marco ist an der Grundlinie groß geworden und ehemaliger Jugendranglistenspieler. Heute hilft er mit seinem Blog Clubspielern besser Tennis zu spielen. Er schrieb bereits für tennisnet.com, tennisMAGAZIN, Tennis-Point und den Focus.

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