6 smarte Ideen, um eine gefürchtete Vorhand-Topspin zu spielen

Marco Kühn
von Marco Kühn

Kennst du es?

Das Gefühl, wenn dein Vorhand-Topspin wie ein verhungerter Wurm ins T-Feld plumpst? 

Es fehlt nur noch die Schleife, damit das Geschenk für deinen Gegner perfekt ist.

Rafael Nadal kennt das Gefühl nicht.

In diesem Artikel kannst du lernen, wie du mit simplen Ideen eine gefährliche Vorhand mit Topspin spielst. Wir gehen ein bisschen auf die Technik ein. 

Und dann?

Anschließend blicken wir aber über den Schlägerrahmen hinaus und schauen, wie du taktisch deine bald gefürchtete Vorhand-Topspin einsetzen kannst.

Was ist der Vorhand-Topspin?

Der Vorhand-Topspin ist einer der wichtigsten, aber auch kompliziertesten Schläge im Tennis. Der Vorhand-Topspin ist ein Grundschlag im Tennis, der eine Variante der Vorhand darstellt. Der Topspin bei der Vorhand gehört zu den sogenannten Treibschlägen, mit denen man den Gegner hervorragend laufen lassen kann.

Leicht verständlich & anwendbar:

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Welcher Schläger ist für einen Vorhand-Topspin geeignet?

Hand auf`s Racket:

Ich würde dir immer einen Schläger mit größerem Schlägerkopf empfehlen. Roger Federer wechselte im Laufe seiner Karriere ebenfalls auf ein Racket mit größerem Schlägerkopf.

Was ist ein großer Schlägerkopf?

  • Standard Schlägerkopgröße: 626 - 677 cm²
  • Oversize: 678 - 742 cm²
  • Super-Oversize: 748 cm²

Wenn du ein Racket mit einem größeren Schlägerkopf spielst, dann hast du mehr Fläche für deinen Topspin zur Verfügung. Bei kleinen Köpfen rutscht dir die Kugel schnell über die Saiten und es kommt zu einem Rahmenball.

Das kennst du wahrscheinlich ;-).

Daher mein Tipp für dich:

Wenn du ein echter Topspin-Spieler bist, dann schaue mal nach einem Oversize-Racket.

Wie spielt man eine Vorhand-Topspin?

Falls du noch nicht so lange das Racket schwingst, hier ein kurzer Exkurs für dich.

Topspin bedeutet, dass du der fusseligen Filzkugel Vorwärtsdrall mitgibst. Du spielst den Ball so, dass dieser sich schnell vorwärts dreht. Eine Eigenschaft des Topspins ist, dass der Ball langsam in der Luft unterwegs ist und beim Absprung im gegnerischen Feld enorm Tempo aufnimmt. Auf einem sehr trockenen Ascheplatz springt der Topspin hoch ab. Im Nieselregen, auf einem tiefen Ascheplatz, verpufft der Spin jedoch gern. 

Hier würde ich empfehlen, mehr mit Slice zu agieren.

Du kannst dem Topspin, das ist aber nur für echte Kurbler zu empfehlen, auch seitlichen Spin mitgeben. Dafür möchte der Ball mehr von der Seite getroffen werden, um diesen fiesen Side-Spin entwickeln zu können.

Frag mal Roger Federer, der wird dir zum Side-Spin ein paar Geschichten erzählen können ;-)

Ah, was ist ein Kurbler?

Ein Kurbler ist ein Spieler, der drei Meter hinter der Grundlinie steht und jeden Ball hoch, ohne Fehler, ohne Tempo, mit viel Topspin zurück "kurbelt". Der fantastische Guillermo Coria war so ein Typ. Rafa war es zu Beginn seiner Karriere auch. 

Ich gebe dir noch ein paar weitere Bezeichnungen mit auf die Bespannung, die in deinem Verein, in YouTube-Videos oder von Trainern genutzt werden:

  • Drive
  • Spin
  • Drall
  • Gift

Jetzt bist du wach, oder? ;-)

Ja, bei uns im Verein sagte man früher zu einem nadalschen Vorhand-Topspin, dass dieser richtig giftig gespielt wurde.

rafa

Das Vorhand-Topspin-Geheimnis 

Ich turnte das erste Mal mit sieben Jahren auf einem Tennisplatz herum.

Da drehte ich mich nach jedem Schlag noch im Kreis.

Später, es klappte langsam besser mit den brachialen Grundschlägen, lernte ich den Topspin durch eine süße Analogie. Mein damaliger Coach verbesserte uns während der Übungen bei fast jedem Schlag. Er hielt keine langen Reden. Er feuerte kurze, präzise Worte ab.

Er erklärte uns zuvor:

"Wenn ihr einen starken Vorhand-Topspin spielen wollt, dann müsst ihr den Ball streicheln. Nicht schlagen, das tut dem Topspin weh. Stellt euch vor, ihr habt einen Ball auf der linken Hand und möchtet diesen mit der rechten Hand streicheln. Da haut ihr ja auch nicht auf den Ball drauf. Kontrolliert, zärtlich streichelt ihr das Bällchen. Mit Gefühl und Verstand ... So, meine Tennisfreunde, spielt ihr einen mächtigen Vorhand-Topspin!"

Während der Vorhand-Übungen korrigierte er dann:

"Streicheln, nicht schlagen! Ja, gut ... Von unten nach oben streicheln, ja - perfekt!"

Wir kommen jetzt zu sechs simplen Ideen, um einen gefürchteten Vorhand-Topspin zu spielen.

Leicht verständlich & anwendbar:

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#1 Streichle, von unten nach oben

Du hast in meinem Trainer-Beispiel gelernt:

Streicheln beim Spin, nicht schlagen.

Eine andere Sache hat mir früher immer geholfen. Es ist mehr eine Eselsbrücke. Aber ich bin mir sicher, dass sie auch dir weiterhelfen kann.

Bei Juan Martin del Potro hat man immer ganz gut gesehen, dass er bei der Vorhand den Schlägerkopf von hinten nach vorn durch den Ball feuerte. Seine gesamte Ausholbewegung war darauf ausgelegt, gerade, schnell und enorm flach über das Netz zu spielen.

Der Turm aus Tandil war ein Paradebeispiel für die knallharte Vorhand. Der Ball drehte sich in der Luft nur minimal. Er spielte die Vorhand so schnell, dass manche Gegner nicht mal zuckten, bevor der Winner einschlug.

Wenn du aber einen gefürchteten Topspin mit deiner Vorhand spielen willst, dann empfehle ich dir, die Kugel von unten nach oben zu spielen. Dein Schlägerkopf ist dafür kurz vor dem Treffpunkt unterhalb des Balles. Kombinierst du dann diese Technik mit dem Streicheln des Balles, dann stehen deine Chancen auf einen mächtigen Spin mehr als gut.

#2 Der Dirigent beim Vorhand-Topspin

Stell dir ein Orchester vor.

Wer gibt im wahrsten Sinne des Wortes den Ton an? Wer zeigt, wo es lang geht für das Orchester?

Exakt, der Dirigent, der wie auf Ecstasy wild mit allem herumfuchtelt, das von seinem Körper absteht. Arme, Beine, Kopf - eben alles.

Bei deinem Vorhand-Topspin ist der Dirigent dein Handgelenk.

Dieses legt für jeden einzelnen Schlag fest, ob der Schlag mit viel, wenig oder überhaupt mit Topspin gespielt wird. Wann immer du die Kugel auf der Bespannung nicht richtig fühlst, dein Spin einfach nicht aus den Puschen kommt oder du scheinbar viel zu kurz in deinen Schlägen bist, checke dein Handgelenk.

Meine Trainer haben früher gesagt, dass das Handgelenk beim Schlag zuschnappen müsse. Wie eine Falle, die ein Tier fangen will. Das Tier ist in diesem Fall der Ball.

#3 Die H*T-Formel

Okay, wir haben den Technik-Teil abgehakt.

Kommen wir zur Taktik.

Der großartige Rafael Nadal hat zu Beginn eines Matches ziemlich die Hosen voll. 

Rafa sagte dies in einem Interview. Er sagte aber auch, und das ist unser Glück, wie er diese Nervosität handelt. Rafa erklärte, dass er zu Matchbeginn versuche, den ersten richtig geilen Vorhand-Winner zu schlagen.

Dafür, und das ist jetzt wichtig, gehe er einen kleinen Umweg.

Anstatt direkt voll draufzugehen, spielt er seinen Vorhand-Topspin lieber mit etwas mehr Höhe und einem Tick weniger Tempo. Die Länge im Schlag ist das Ziel, nicht der brachiale Winner. Mit dieser Taktik holt er sich Sicherheit und Vertrauen für seine Schläge.

Ist diese Sicherheit drin, dann geht er mehr drauf. Erst dann erhöht er Tempo, Präzision und Intensität.

Das ist eine Taktik, die du dir überlegen solltest. Vor allem, wenn du in Meden- und Turniermatches spielst. Ich halte sie für psychologisch äußerst wertvoll.

Wir halten fest:

Die H*T-Formel lautet:

Höhe plus kontrolliertes Tempo = Sicherheit. 

Der Topspin eignet sich perfekt für diese Formel.

Lesetipp: Die Masalo Manschette

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#4 Die Spaßbremse

Eines der Grundgesetze auf diesem kleinen Blog lautet:

Es ist immer schwieriger einen schnellen Ball des Gegners langsam zu machen, als einen schnellen Ball noch schneller zu spielen.

Deine Qualität als Tennisspieler zeichnet sich unter anderem dadurch aus, wie gut du schnelle Bälle des Gegners langsam zurückspielen kannst. Diesen Test solltest du immer mal wieder durchführen. Ich würde sogar noch weiter gehen:

Trainiere in deinen Trainingsspielen schnelle Bälle langsam zurückzuspielen. 

Deine Sicherheit, dein Gefühl für deine Schläge und irgendwann auch dein Selbstvertrauen, werden dir danken. Dies kann ein Weg sein, um die spielerische Qualität in Meden- und Turniermatches drastisch zu erhöhen. 

Denn:

Draufknallen kann jeder.

Das ist keine Kunst. Aber aus einem sehr schnellen, flachen Ball des Gegners eine Topspin-Bogenlampe, direkt hinten ins Rückhand-Eck des Gegners zu setzen, das ist Kunst. Unzählige Vorteile gewinnt dein Spiel dadurch:

  • Tempowechsel
  • Der Gegner kriegt neue Aufgabe
  • Weniger Fehler
  • Höhere Konstanz in längeren Ballwechseln
  • Spaßbremse für den Gegner

Der letzte Punkt gefällt mir persönlich am besten.

Dein Vorhand-Topspin ist ein ideales Werkzeug, um diese Spaßbremse zu ziehen.

Leicht verständlich & anwendbar:

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#5 Cross-Peitsche mit Topspin

Was macht Novak Djokovic in einem Match?

Nicht viel.

Aber das, was er tut, macht er perfekt.

Dazu zählt das Cross-Spiel. Ich bin großer Fan davon, mehr auf seinen Verstand, als auf den einen oder anderen Vereinstrainer zu hören. Mein Verstand flüsterte mir schon als Lüdder ins Ohr, dass ich mir von den Profis so viel wie möglich abschauen solle.

Nicht das Tempo der Schläge oder die Technik.

Sondern das, was sie sich bei dem denken, was sie auf dem Court tun. Während der Ballwechsel, aber auch zwischen den Ballwechseln.

Ja, klar, das Cross-Spiel ist kein großes Geheimnis. Aber das "Wie" ist, wie die Steueraffäre unseres Kanzlers - immer noch nicht ganz geklärt.

Hier sind meine Ideen für dich:

  1. spiele cross mit mehr Topspin
  2. spiele mittig über das Netz, da hat das Netz seinen tiefsten Punkt
  3. nutze unsere H*T-Formel: Höhe im Schlag, mit weniger Tempo
  4. ziele zwischen T- und Grundlinie
  5. vermeide die Seitenlinien

Um Rogers Willen setze nicht alle fünf Sachen auf einmal um. 

Aber schnapp dir zwei, drei Ideen aus der Liste. Trainiere sie und schaue, wie du mit diesen Tipps auf dem Court klarkommst. Wenn Dinge für dich funktionieren, dann wiederhole sie so oft wie möglich.

#6 Das Griff-Dilemma

Ich hab’s mir für den Schluss aufgehoben.

Was folgt, ist nur meine persönliche Meinung. Trainer und Ätz-Perten werden mit dem Head-Racket fuchteln.

Aber:

Es gibt keine perfekte Griffhaltung für den Topspin.

Die Griffhaltung, mit der du dich am besten fühlst, ist für dich die perfekte Griffhaltung. In meiner Karriere habe ich unterschiedlichste Griffhaltungen gespielt. Neutral, extrem - whatever. Mit jeder Griffhaltung war es mir möglich einen soliden, starken Vorhand-Topspin zu spielen.

Ich musste beispielsweise die Griffhaltung ändern, weil mir nach über 30 Jahren das Handgelenk schmerzte. Diese Umstellung war aber kein Problem, da der Spin in der Vorhand blieb.

Ich sehe bei vielen Clubspielern den Fehler, dass sie Dinge von anderen Spielern kopieren wollen. Weil Spieler A mit dem Westerngriff einen unfassbaren Spin spielt, muss das dann auch für Spieler B funktionieren.

Lieber Tennisfreund, dem ist nicht so.

Probiere viel aus. Teste herum. Prüfe, was für dich funktioniert. Hast du einmal das gefunden, was für dich sehr gut funktioniert, dann perfektioniere dies. Das gilt für deine Griffhaltung ebenso wie für deine Spielphilosophie.

Okay, du bist für heute entlassen. Und vergiss nicht:

Lesen allein reicht nicht. Du musst umsetzen. Herausfinden, was für dich funktioniert. Und das dann perfektionieren.

Bleib im Schlag - und gesund!

Marco Kühn
Marco Kühn
Marco ist an der Grundlinie groß geworden und ehemaliger Jugendranglistenspieler. Heute hilft er mit seinem Blog Clubspielern besser Tennis zu spielen. Er schrieb bereits für tennisnet.com, tennisMAGAZIN, Tennis-Point und den Focus.

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1 Kommentar

Mental-Training: Was mit dir passiert, wenn du deinen Gegner auf ein Podest hebst
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[…] Vorhand-Topspin deines Gegners kommt dir dann wie die Vorhand-Schleuder von Roger Federer vor. Sobald dein Gegner […]

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