Zweiter Aufschlag und er fliegt dir um die Ohren? Hier ist dein Maßnahmeplan

Marco Kühn
von Marco Kühn

Dein zweiter Aufschlag ist eine Katastrophe?

Dann lies jetzt weiter …

Du fühlst dich wie an der Supermarktkasse, wenn dich der unfreundliche Herr vor dir mit seinem vollen Einkaufswagen grimmig wie Gargamel anschaut, während du mit deinem Toastbrot samt Käseaufschnitt einfach nur schnell nach Hause willst.

Du bist genervt, wütend und verdrehst die Augen.

So ähnlich fühlt es sich an, wenn du in deinem Aufschlagspiel nur einen von fünf ersten Aufschlägen triffst und das Spiel zu 15 verlierst.

Viermal hat dein Gegner dir deinen zweiten Aufschlag um die Ohren gehauen. Du hast schon keine Lust mehr aufzuschlagen, wenn du siehst, dass dein Gegner bei deinem zweiten Aufschlag nur zwei Meter hinter der T-Linie steht.

Mit zwei verkrampften Armen und einer Körperspannung, die dem Schiefen Turm von Pisa gleicht, wirfst du die Filzkugel irgendwie ins gegnerische Feld. Reagieren kannst du auf den Return meist nicht mehr.

Zu einfach ist der Winner für deinen Gegner.

Zu schnell gehen deine Aufschlagspiele verloren.

Wie kann dein zweiter Aufschlag repariert werden?

Dein zweiter Aufschlag ist defekt.

Wenn etwas defekt ist, muss man es reparieren.

Um etwas reparieren zu können muss man verstehen, was genau defekt ist.

Wir beginnen also mit einer Ursachenforschung.

Warum kann dein Gegner dir deinen zweiten Aufschlag so regelmäßig um die Ohren hauen?

Der erste Hinweis auf die Lösung dieses Rätsels ist die Position deines Gegners beim Return. Hast du dich mal gefragt, warum dein Gegner so nah an der T-Linie steht?

Nein?

Hmmm … Vielleicht, weil dein Aufschlag so eine vertrocknete Gurke ist, dass er bis zur Grundlinie verhungern würde?

Auch.

Ein Grund ist, dass dein Gegner den Return möglichst auf Hüfthöhe spielen will. Meistens unbewusst. Dies ist aber eine sehr angenehme Höhe, um den Ball schnell zu machen.

Unterhalb der Hüfte müsste dein Gegner dem Ball mehr Spin mitgeben. Auf Schulterhöhe ist es eher unangenehm zu spielen.

Es sei denn, du heißt Nick Kyrgios.

Wir halten also fest:

  • Dein Gegner steht sehr nah an der T-Linie bei deinem zweiten Aufschlag
  • Dein Gegner spielt den Return in für ihn angenehmer Hüfthöhe

Jetzt weißt du, was du umschiffen musst.

Dein zweiter Aufschlag hat die Aufgabe, deinem Gegner diese beiden Waffen zu rauben. Dein zweiter Aufschlag muss sich von hinten anschleichen, deinem Gegner auf die linke Schulter tippen und – wenn dieser sich umdreht – ihm dann die Waffen aus der rechten Tasche klauen.

Lass uns schauen, wie dein zweiter Aufschlag zu einem cleveren Dieb wird.

Lesetipp: Was du von Brandon Nakashima lernen kannst

Gib deinem zweiten Aufschlag ein Geheimnis

Viele Clubspieler sind vorhersehbar. In meinem eBook schreibe ich von Routinen, die sich immer und immer wieder wiederholen.

Ich habe eine Nachricht für dich:

Dein zweiter Aufschlag ist eine langweilige Routine

Nicht du spielst deinen zweiten Aufschlag. Sondern deine Angst.

Und Angst ist vorhersehbar.

 

Besonders für deinen Gegner. Dein Gegner merkt, dass du unsicher bist beim zweiten Aufschlag. Du kannst ihm da nichts vormachen.

Deine Ausgangslage ist also die folgende:

  • Du hast Angst
  • Dein Gegner sieht deinen zweiten Aufschlag als Einladung an
  • Du wirfst den zweiten Aufschlag nur ein
  • Dein Gegner nimmt den Ball früh
  • Du hast nach dem Return kaum eine Chance im Ballwechsel zu bleiben

Angst

Wenn du vor etwas Angst hast, was machst du dann?

Entweder meidest du die Situation. Oder du stellst dich ihr mit einer veränderten Einstellung und Mut.

Auf deinen zweiten Aufschlag bezogen kannst du deine Position verändern. Stelle dich ein Stück weiter nach rechts oder links beim Aufschlag. Dein Winkel verändert sich; du bekommst eine neue Sicht auf die Dinge.

Das ist nicht nur psychologisch wertvoll. Auch dein Gegner sieht sich mit einer neuen Spielkonstellation konfrontiert.

Du kannst auch verrückt sein und dich nah an den Doppelkorridor stellen. Dies ist für manche Aufschläge sogar ratsam. Einfach, um den Gegner ein wenig zu verwirren.

Bleib nicht dort stehen, wo du immer bei deinem zweiten Aufschlag stehst.

Einladung

Da dein Gegner deinen zweiten Aufschlag als Einladung betrachtet, nimm ihm diese Einladung aus der Hand und zerquetsche sie vor seinen Augen.

Spiele deinen ersten Aufschlag als den zweiten.

Nicht bei 15:40.

Auch nicht bei 30:30.

Aber bei:

  • 0:0
  • 15:0
  • 15:15
  • 30:15

Streue deinen ersten als zweiten immer mal wieder ein. Wir haben in der Mitte dieses Artikels darüber gesprochen, dass viele Clubspieler vorhersehbar sind.

Du darfst aber nicht vorhersehbar sein.

 

Immer wieder denselben Fehler zu machen und dir deinen zweiten Aufschlag um die Ohren hauen zu lassen ist verrückter, als hin und wieder deinen zweiten Aufschlag als den ersten zu spielen.

Dein zweiter Aufschlag als Einwurf

Du kannst deinen zweiten Aufschlag langsam spielen.

Aber clever.

Du hast gelernt, dass dein Gegner den Return in angenehmer Höhe spielen will.

Gib ihm diese Höhe nicht. Spiele einen wahnsinnig laaaaaaaangsaaaaaaaamen Slice. Diesen spielst du im Idealfall noch besonders kurz.

Dann spielt dein Gegner, wenn es zuvor geregnet hat, den Return auf Knöchelhöhe.

Dein Aufschlag darf die 20 km/h Grenze ruhig unterschreiten. Die Frage ist nur immer, auf welche Weise er dies tut.

Den Ball früh nehmen

Du wirst deinem Gegner nicht verbieten dürfen, dass er sich nah an die T-Linie stellt. Als ich früher im Bezirkstraining war, machte einer meiner Trainer einen hervorragenden Vorschlag:

Schieß deinen Gegner ab, Marco!

Dabei schaute er mich durchdringend an, lächelte nicht und fuhr mit seiner Trainingseinheit schnell weiter.

Diesen Ratschlag musst du nicht für dein Spiel übernehmen. Du kannst es auch anders lösen.

Orientiere dich nach deinem zweiten Aufschlag direkt zwei Schritte nach hinten. Dein Gegner wird einen schnellen Ball spielen. Wenn du darauf gefasst bist, hast du bessere Chancen den Ball irgendwie im Spiel zu halten.

Was uns zum letzten Punkt des Maßnahmeplans bringt.

Bleib im Ballwechsel

Wir sind wieder bei der Routine angelangt. Denn auch dein Gegner wird eine Routine bei seinem Return haben. Beobachte, trotz allem Frust, wohin dein Gegner am liebsten den Return spielt.

Zwei bis drei Aufschlagspiele sollten dir reichen, um seinen Lieblingsreturn herauszufinden.

Wenn du das geschafft hast, hast du bessere Chancen nach deinem zweiten Aufschlag im Ballwechsel zu bleiben. Wie eben angesprochen, kannst du dich nach deinem Aufschlag direkt ein wenig nach hinten bewegen.

Dein zweiter Schlag im Ballwechsel sollte lang sein. Konzentriere dich nicht zu sehr auf das Tempo. Klüger ist es, den Ball erstmal lang rein zuspielen, um im Ballwechsel zu bleiben.

Du kannst dich dann Stück für Stück in den Ballwechsel hangeln. Gib auch in diesen Situationen deinem Gegner die Chance mal einen Fehler zu machen.

Und jetzt wünsche ich dir weniger Frust und mehr Erfolg bei deinem nächsten Match!

Marco Kühn
Marco Kühn
Marco ist an der Grundlinie groß geworden und ehemaliger Jugendranglistenspieler. Heute hilft er mit seinem Blog Clubspielern besser Tennis zu spielen. Er schrieb bereits für tennisnet.com, tennisMAGAZIN, Tennis-Point und den Focus.

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